Archa Bewerbung
Workshop “TRUST” mit dem Archa Zentrum für Dokumentartheater (Prag/CZ)
Im Rahmen der zweiten Ausgabe von TRIGGER – Nürnberger Festival für Politik und Menschenrechte in Theater und Performance laden wir Theaterschaffende zu einem 6-tägigen Theaterworkshop mit abschließender Aufführung ein.
Thematik: Mit Hinblick auf aktuelle Probleme (europäischer Rechtspopulismus, zunehmende soziale Ungerechtigkeit und Demokratiefeindlichkeit, Zunahme psychischer Erkrankungen, etc.) möchte “TRUST” mit den Beteiligten Utopien entwerfen, wie wir in Zukunft friedlich und wertschätzend zusammenleben wollen. Wie muss eine Gesellschaft, eine Welt aussehen, in der sich jede*r gesehen und akzeptiert fühlt und in der wir Vertrauen auf- und zueinander entwickeln können? Wie lernen wir, andere Meinungen und Lebensweisen zu tolerieren und wer entscheidet über die Regeln des Zusammenlebens?
Der Workshop konzentriert sich auf innovative Methoden für die Entwicklung von Dokumentartheater, wobei Improvisation und Interviews zur Erstellung authentischer, biografischer Texte im Vordergrund stehen.
Der Workshop ist in zwei Ateliers gegliedert:
Atelier I konzentriert sich auf die “Viewpoints-Technik” in Verbindung mit der Erforschung von Licht als Handlungsraum, Atelier II beschäftigt sich mit experimentellen Methoden zur Integration von Videokunst in Live-Performances.
Der praktische Teil des Workshops wird von einer Meisterklasse von Ondrej Hrab begleitet.
Termine: Workshop: 17.02.- 21.02.2025, tägl. 10-16 Uhr.
Abschlusspräsentation im Rahmen des Festivals: 22.02.2025, 14- 20 Uhr
Ort: Z-Bau Nürnberg, Frankenstraße 200, 90461 Nürnberg
Kosten: Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos, es fällt eine Unkostenpauschale in Höhe von 50 Euro für Kaffee, Tee und Snacks an (keine Vollverpflegung).
Sprache: Der Workshop findet in englischer Sprache statt.
Voraussetzungen für die Teilnahme:
Der Workshop richtet sich an alle, die beruflich oder in ihrer Ausbildung/ihrem Studium mit theatralen Techniken arbeiten und ihre Kenntnisse im Bereich Dokumentartheater erweitern möchten.
Die Bereitschaft und Interesse, autobiografisch zu arbeiten.
Die Teilnahme über die gesamte Workshopdauer.
Gute Englisch Kenntnisse.
Mindestalter 18 Jahre
Einsendeschluss für die Bewerbung: 08.12.2024 (max. 12. Teilnehmende)
Folgende Unterlagen sind per mail einzusenden (Bitte fassen sie alle Unterlagen in einer PDF Datei zusammen – max. 5 MB):
– Lebenslauf (max. 1 DIN A 4 Seite)
– Kurzes Motivationsschreiben, auf Englisch (max. 1 DIN A 4 Seite)
– Kurzes Video (max. 3 Minuten, auf Englisch), in dem sie sich kurz vorstellen und die Grundsätze ihrer Arbeit beschreiben.
(Bitte senden sie das Video nicht direkt über die Mail, sondern als Link im Motivationsschreiben (z.B. Google Drive, Vimeo, dropbox, etc.)
Bitte keine ablaufenden Links senden.
– Falls vorhanden: Fotos und Videos, die ihre Arbeit dokumentieren
Kontakt: archa@trigger-festival.de
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Weitere Informationen:
Atelier I: Textquellen und die “Viewpoints-Technik” im Dokumentartheater
Dozenten: Jana Svobodová, Zov Vélez
Die Viewpoints-Technik: Viewpoints ist ein Wahrnehmungstraining und eine Improvisations- und Arbeitstechnik für Performer und Theaterschaffende. Viewpoints macht physische Kriterien von Zeit und Raum zur bewussten Grundlage unseres Handelns. So wird konkrete Orientierung und Interaktion nach objektiv wahrnehmbaren Richtlinien möglich. Viewpoints geht von einer funktionierenden Einheit von Körper und Geist aus, in der es keine Hierarchie gibt: körperliche Handlung folgt nicht erst der Analyse. Gedanke und Handlung sind eins.
Im Mittelpunkt dieses Ateliers steht die grundlegende Motivation für Bühnenhandlungen. Dieses Thema wird aus zwei Perspektiven beleuchtet:
- Physische Präsenz auf der Bühne auf der Grundlage der Viewpoints-Technik
- Entwicklung und Verwendung eines Textes für eine Aktion
In diesem Workshop erkunden die Teilnehmenden die kreativen Methoden des Archa-Dokumentartheaters. Durch Improvisationen und Interviews werden die Teilnehmenden die Fähigkeit des „extremen Zuhörens“ kultivieren, die es ihnen ermöglicht, ihre Präsenz auf der Bühne aus der Position der Darstellenden, der Autor*innen, der Dramaturg*innen und der Zuschauenden zu sehen. Schritt für Schritt werden gegenseitige Beziehungen, die Funktion des Raums als Partner der Bühnenhandlung und anschließend die Ebene des authentischen Textes erkundet. Darauf aufbauend werden in kleinen Gruppen anhand vorgegebener Strukturen eigenständige Bühnenkompositionen entwickelt.
Licht als Raum für Handlung
Dozent: Pavel Kotlík
Unter der Leitung von Pavel Kotlík werden die Teilnehmenden in die Prinzipien der Lichtgestaltung im Kontext des dokumentarischen Theaters eingeführt. Die Teilnehmenden werden sich mit Beleuchtungstechnik vertraut machen und ein grundlegendes Verständnis dafür entwickeln, wie Licht mit dem Raum interagiert. Anschließend werden sie mit verschiedenen Beleuchtungstechniken experimentieren, während sie die Improvisationen der Viewpoints-Methode erforschen und entdecken, wie Licht die Handlung beeinflussen und Improvisationen und Aufführungen verbessern kann. Auf der Grundlage ihrer Erfahrungen werden alle Teilnehmenden ihre eigenen Beleuchtungspläne erstellen und in ihre Arbeit einbeziehen.
Atelier II: Bewegtbild für die Bühne
Dozent: Martin Krupa
Dieses Atelier konzentriert sich auf experimentelle Methoden der Verwendung von Videokunst in der Live-Performance.
Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit Multiscreen-Projektion sowie der Materialität von analogem Film und Dia-Projektion in Kombination mit digitaler Projektion. Im Verlauf des Ateliers werden Video, Licht, Raum und Bewegung interaktiv miteinander verbunden.
Vorträge von Ondřej Hrab
– Historische Wurzeln des sozialspezifischen Theaters
– Theater und Soziologie
Über die Dozenten:
Jana Svobodová
Jana Svobodová ist Absolventin der Prager Theaterakademie. Als Regisseurin hat sich Jana Svobodová auf Projekte konzentriert, die auf der Zusammenarbeit zwischen professionellen Künstler*innen und Vertreter*innen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen beruhen. Sie arbeitete u.a. mit Geflüchteten, Angehörigen der Roma Minderheit, Bewohner*innen südafrikanischer Townships, Hip-Hoper*innen und Wissenschaftler*innen zusammen.
Seit 2004 konzentriert sie sich thematisch auf Geflüchtete, die in Tschechien eine neue Heimat suchen. Ihre Projekte wurden auf Festivals in Tschechien, in den USA, Japan, Südafrika, Deutschland, Österreich, Polen, Slowenien und anderen Ländern präsentiert. Seit 2010 ist sie künstlerische Leiterin des Internationalen Festivals für Dokumentartheater “AKCENT”. Ihre neueste Produktion „Acht kurze Kompositionen aus dem Leben von Ukrainern für ein westliches Publikum“ entstand im Rahmen des Projekts “Artists in War”. Gemeinsam mit Ondrej Hrab gründete sie 2023 das Archa-Zentrum für Dokumentartheater und eröffnete den Aufführungsraum STODOLIO.
Zov Vélez
Zov Vélez arbeitet als Performer*in, Theatermacher*in, Aktivist*in und Dozent*in und lebt in Großbritannien. 2016 Abschluss in Schauspiel an der Bath Spa University, UK.
Durch ihre künstlerische Praxis artikuliert Zov Erfahrungen von sozialer Ungleichheit und Queerness durch unkonventionelle Bewegung und experimentelle Erzählung.
Zov ist Mitglied der Tanztheatergruppe „Dust Ensemble“ in Bristol und Mitglied des Kreativteams der Produktion „Eight Compositions from the Life of Ukrainians“. Außerdem ist Zov Autor der jüngsten Soloproduktion „Much Better Now!“, die in Zusammenarbeit mit dem Archa-Centre of Documentary Theatre entstand.
Pavel Kotlík
Pavel Kotlík ist Theatermacher, Lichtdesigner und Lichttechniker. Er arbeitete am Theater Řeznická, dem Prager Kammerballett und dem Ponec-Theater und war an Projekten von Min Tanaka, Jaro Viňarský, Farma v jeskyni und Teatr Novogo Fronta beteiligt. Seit 2011 arbeitet er mit Jana Svobodová an mehreren lokalen und internationalen Projekten. Im Jahr 2012 gewann er den Preis für Lichtdesign für die VerTeDance-Performance Lost and Found. In der Fachwelt ist er als unermüdlicher Schöpfer von visuellen Kompositionen auf der Bühne bekannt. Er ist ein ständiger Mitarbeiter des Archa-Zentrums für Dokumentartheater.
Martin Krupa
Martin Krupa ist ein in Prag lebender Videokünstler. In seinen Arbeiten kombiniert er digitale und 16-mm-Filmbilder. In seinen Videos konzentriert er sich in der Regel auf Alltagssituationen und spielt gerne mit Perspektive, Geschwindigkeit und Schleifen. Er verwendet neben 16-mm-Film und Diafilm auch visuelle Materialien. Er experimentiert mit der Interaktivität von Video und Licht und Elektronik. Er interessiert sich für Videoinstallationen und ortsspezifische bewegte Bilder. Er ist Doktorand im Bereich der visuellen Kommunikation.
Ondřej Hrab
Ondřej Hrab schloss sein Studium an der Wirtschaftsuniversität in Prag ab und arbeitete anschließend als Soziologe. Während des kommunistischen Regimes war er in der nonkonformistischen Kulturarbeit aktiv.
Er initiierte und organisierte geheime Aufführungen ausländischer Künstler, darunter das „Living Theatre“, das „Bread and Puppet Theater“ und die japanische Tänzerin Min Tanaka. 1991 wurde er Direktor des E.F. Burian-Theaters in Prag und verwandelte dieses traditionelle Repertoiretheater in ein Zentrum für zeitgenössische darstellende Künste unter dem Namen „Archa-Theater“. Seit der Eröffnung des Archa Theaters im Jahr 1994 hat er international bekannte Künstler wie Robert Wilson, Peter Brook, Min Tanaka, John Cale, Allen Ginsberg, Anne Bogart, Wim Vandekeybus, David Byrne, Philip Glass, Meredith Monk, The Tiger Lillies, Heiner Goebbels, Dogtroep, Josse de Pauw, Lou Reed, Laurie Anderson, Lola Arias, Rimini Protokoll, Milo Rau, Wen Hui, She She Pop und viele andere präsentiert. Er hat viele genreübergreifende Kunstprojekte initiiert und entwickelt. Er ist außerdem aktives Mitglied in verschiedenen nationalen und europäischen Gremien und Organisationen, die sich mit kulturellem Austausch befassen. Im Jahr 2023 gründete er zusammen mit Jana Svobodová die neue Organisation Archa – Centre of Documentary Theatre.
Kooperationspartner: Verband der freien Darstellenden Künste der Metropolregion Nürnberg – „FreieSzeneNbg e.V., Verband Freier Darstellender Künste Bayern e.V. “ČZ-BY-PLATFORM FOR THE INDEPENDENT PERFORMING ARTS”
Gefördert vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und dem Amt für Internationale Beziehungen Nürnberg.